Was uns Corona über den Klimawandel lehrt

Seit die Corona-Welle über uns gerollt ist, wird sie immer wieder auf verschiedenste Art mit der Klimakrise verglichen. Und tatsächlich gibt es viel, was wir durch Corona auch über die Klimakrise lernen dürfen. Ein paar wichtige Punkte habe ich hier mal zusammengefasst:

Die Sicherstellung der Grundversorgung ist unsere Basis

Corona zeigt uns eindrücklich, was das Wichtigste für eine funktionierende Gesellschaft ist: die Sicherung der Grundbedürfnisse, also die Sicherung von Wasser, Nahrung und Schlaf. Für uns ist das normalerweise so selbstverständlich vorhanden, dass wir uns darüber im Alltag keine Gedanken machen. Aber diese Grundbedürfnisse müssen erfüllt werden, damit wir uns zivilisiert verhalten und das Miteinander funktioniert. Sie sind die Basis von allem.

Das wird auch sehr schön veranschaulicht in der sogenannten „Bedürfnispyramide nach Maslow“, in der Abraham Maslow die Motive des Menschen in eine Rangfolge gebracht hat: Ganz unten in der Pyramide sind die physiologischen Bedürfnisse des Menschen angesiedelt (also Wasser, Nahrung etc.). Alle „höheren“ Motive wie z.B. das Motiv nach Kontakt, Ansehen oder auch Macht etc. fußen darauf und werden erst dann erstrebenswert, wenn die Grundbedürfnisse befriedigt sind.

Gezeigt hat sich das in der Corona-Krise daran, dass das öffentliche Leben auf die Versorgung mit Lebensmitteln ausgerichtet wurde und wer konnte, seine Mobilität auf den Einkauf beschränkt hat. Wir brauchen keine Flüge, keine Kreuzfahrten, keinen Luxus. Das kommt erst on top, wenn die Grundversorgung gegeben ist.
Nun sind wir in Bezug auf die Klimakrise aktuell dabei, für unsere „Freiheit,  alles tun zu dürfen“ unsere Grundversorgung zu gefährden, nämlich die Versorgung mit ausreichend Nahrungsmitteln und auch Wasser. Diese wird durch zunehmende Dürre, Hitze und schwindenden Lebensraum immer stärker gefährdet. Es gibt allerdings keine Freiheit ohne Grundversorgung. Das dürfen wir uns vielleicht immer mal wieder vor Augen halten.

Wir handeln kurzfristig.

Das ist wahrscheinlich für die Zukunft die größte Achillesferse des Menschen: wir sind besser darin, kurzfristig zu handeln als langfristig. Deswegen tun wir so vieles, was uns kurzfristig gut tut und langfristig schadet. Wäre das nicht so, gäbe es weder Zigaretten, noch Alkohol, noch Schokolade. Vor allem aber werden Warnungen oft erst dann ernst genommen, wenn es auch tatsächlich ernst wird und man die Konsequenzen wirklich spürt. Viele Menschen ändern ihren Lebensstil zum Beispiel dann, wenn sie ein gesundheitliches Problem bekommen, oder wenn sie von der Erkrankung einer wichtigen Bezugsperson erfahren. Wir sind einfach nicht gut darin, weit in die Zukunft zu denken. Es war auch in der Geschichte der Menschheit nie nötig.

An Corona hat man es schön gesehen: erst wurde das Thema nur am Rande aufgegriffen, dann wurde es belächelt und schien weit weg, und auf einmal waren die Krankenhäuser in Italien überfüllt. Da wurde dann sehr schnell und sehr umfangreich gehandelt. Der Klimawandel vollzieht sich über eine viel längere Zeitspanne, sodass wir die Konsequenzen erst spüren werden, wenn der Klimawandel bereits weit fortgeschritten ist und eine Begrenzung der Erwärmung nahezu unmöglich geworden ist. Wir müssen also zu einem Zeitpunkt handeln, an dem es uns noch gut geht, was eigentlich nicht unserer Natur entspricht. Immerhin können wir schon erahnen was da auf uns zukommt und schon erste Veränderungen (Dürre!) sehen. Jetzt wäre also der optimale Zeitpunkt zum Handeln, was direkt zum nächsten Punkt führt:

Handeln nach Plan vs. Reagieren im Krisenmodus.

Unsere Gesellschaft ist auf viele mögliche Szenarien vorbereitet, es gibt ein Krisenmanagement und Notfallpläne, so zum Beispiel auch Pandemiepläne. Bis zu einem gewissen Grad können wir also gut vorsorgen. Es darf aber nicht zu viel zusammen kommen und vor allem darf nichts Unvorhergesehenes passieren, sonst brechen Strategien schnell zusammen. Wird die Krise zu gewaltig, können wir nur noch reagieren, und in diesem Stadium ist ein gut durchdachtes Handeln kaum mehr möglich. Chaos ist die Folge. In Bezug auf die Klimakrise rutschen wir schrittweise in diesen Zustand eines Krisenmodus, in dem wir auch irgendwann nur noch reagieren können. Der definitiv bessere Zustand ist der, handlungsfähig zu bleiben, die Kontrolle zu behalten und die Pläne zur Begrenzung der Erwärmung konsequent umzusetzen.

Abwägung von Wirtschaft und Menschenleben

Das Kardinal-Problem unserer Zeit wird sehr sichtbar: Die Abwägung von wirtschaftlichen Interessen und Menschenleben. Auf der einen Seite muss die Wirtschaft am Laufen gehalten werden und sogar weiter wachsen, das ist das aktuelle Prinzip. Auf der anderen Seite zerstören wir mit der jetzigen Wirtschaftsform unsere Lebensgrundlage. Aktuell geht es bei der Frage, wie schnell wir Geschäfte und Betriebe wieder öffnen können um die Überlegung, dass eine zu schnelle Öffnung auch wieder mehr Opfer von Covid-19 bedeuten könnte, in der Zukunft wird es um die Opfer der Klimakrise gehen. Ziel muss also sein, die Wirtschaft so umzubauen, dass es sich finanziell ausschließlich lohnt, Ressourcen bestmöglich zu bewahren und vor allem, fossile Energieträger da zu belassen, wo sie uns wirklich langfristig nutzen: in der Erde.

Wir sind ein Teil der Natur

Wir fühlen uns der Natur häufig überlegen und haben uns tatsächlich weit von ihr entkoppelt, es gibt immer weniger Berührungspunkte. Und doch stellen wir gerade mal wieder fest, dass wir am Ende ein Teil dieser Natur sind und doch auf vielfältige Weise mit ihr verbunden sind. Im Guten wie im Schlechten.
Das, was uns gerade offenbar am besten schützt, ist eine möglichst optimale eigene Gesundheit. Vorerkrankungen sind ein Risikofaktor für schwere Verläufe bei der Corona-Erkrankung. Und diese Vorerkrankungen entstehen ja nicht selten durch einen Lebensstil, der sehr entfremdet von unserer eigentlichen Natur ist. Auch hier dürfen wir erneut einen Blick auf das werfen, was wir eigentlich schon wissen: am besten  geht es uns, wenn wir möglichst naturnah, mit naturbelassenen Lebensmitteln und einem für uns vorgesehenen Lebensstil leben (also viel Bewegung, gute Luftqualität, ausreichend Schlaf etc.) und uns darüber gesund halten. Dafür wiederum brauchen wir eine intakte Natur. Wir sind also doch tief verbunden mit  ihr und werden es immer spüren, wenn sie aus der Balance gerät.

Es könnte schöner sein

Wir bekommen gerade einen kurzen Einblick darein, wie schön eine Zukunft ohne die Verbrennung fossiler Energien sein könnte. In den Städten gab es eine deutliche bessere Luftqualität und die Ruhe in den Straßen war gigantisch. Das könnten wir durch eine andere Form der Mobilität auch dauerhaft haben. In vielen Städten wurde die Schönheit der Natur auch aus der Entfernung wieder sichtbarer, zum Beispiel eine Bergkulisse in einiger Entfernung oder nachts der Sternenhimmel. Überhaupt gibt es aktuell einen wunderschönen blauen Himmel, frei von Kondensstreifen und Lärm. Weniger Mobilität bedeutet weniger Stress. Der Wert von Zeit und Entschleunigung ist vielen wieder bewusst geworden. Und wie wichtig es uns eigentlich ist, uns mit anderen Menschen zu verbinden und auszutauschen. Daneben konnte man sehen, wie viel Platz theoretisch durch veränderte Mobilität geschaffen werden könnte. Wie viel weniger Stress wir haben könnten, wenn wir Konferenzen etc. vermehrt online abhalten würden. Corona zeigt uns einen Einblick in das, was möglich wäre.

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