Schwanger im Jahrhundertsommer

Anfang des Jahres 2018 ist ein für mich wunderschönes Ereignis eingetreten: Der Beginn meiner Schwangerschaft. Ende Januar erfuhr ich davon und hielt den ersten positiven Test in der Hand. Mittlerweile sind weitere 9 Monate ins Land gegangen und in etwa einer Woche werden wir hoffentlich das kleine Wunder auf der Erde begrüßen dürfen. Bis hierhin war es eine wunderschöne, entspannte Zeit.
In diesen besonderen Monaten habe ich mir allerdings auch viele Gedanken über ein weniger schönes Thema gemacht. Das Thema, das mich schon immer am meisten beschäftigt: Selten konnte man den Klimawandel und die schleichenden Veränderungen deutlicher spüren als während der letzten Monate. Vor allem aufgrund der Schwangerschaft beschäftigt mich das noch mehr als eh schon. Denn der Klimawandel wird definitiv Auswirkungen auf das Leben meiner Tochter haben.

Das letzte Foto, das es von mir in „unschwangerem“ Zustand gibt, ist Mitte Januar aufgenommen worden. Ich stehe auf dem Bild am Rhein und sehe mir das Hochwasser und die Überschwemmungen an, die der ungewöhnlich starke Niederschlag mit sich gebracht hat. Ein Spaziergang am Rhein war zu der Zeit nicht mehr möglich. Der Weg stand vollständig unter Wasser. Nur ein paar aus dem Wasser ragende Baumspitzen ließen noch erkennen, wo der Weg verläuft. Ich wohne jetzt seit vielen Jahren am Rhein. Es ist völlig normal, dass hin und wieder der Wasserstand steigt und die Gehwege überflutet. Aber so stark habe ich es noch nicht erlebt. In der Zukunft wird das wohl der Alltag sein. In der Zukunft, in der meine Tochter leben wird. Es wird häufig massive Überschwemmungen in der Nähe von Flüssen geben, mit allen Folgen für Menschen und Tiere. Nur ein kleiner Teil des riesigen Problems „Klimawandel“.

Einige Monate später in diesem Jahr ging es für unseren Sommerurlaub an die Ostsee. Der letzte Urlaub vor der Geburt. Der Zeitpunkt war zufällig perfekt gewählt. Es war während dieser Woche so heiß, dass man es an keinem Ort in Deutschland gut ausgehalten hat. Die Temperatur lag anhaltend über 30 Grad, es gab fast gar keinen Regen und somit keine Abkühlung. Wir waren froh im Strandkorb am Wasser zu sitzen, wo es halbwegs erträglich war.
Nach unserem Urlaub hielt die Hitze weiter an. An einem besonders heißen Wochenende fuhr ich extra zu meinen Eltern auf’s Land, da es dort etwas kühler war. Bloß weg aus dem Rheinland. im Rheinland war es besonders heiß und ich mittlerweile hochschwanger.

 

 

 

 

 

Mit dem fehlenden Regen kam die Dürre. Immer wieder gab es Meldungen über massive Ernteausfälle in Deutschland, über Waldbrände und Tiersterben. Sowas kriegt man als Otto Normalverbraucher ja meist nur am Rande mit, aber die ausgetrocknete Natur war in diesem Jahr nicht zu übersehen. Die Blätter fielen mitten im Sommer von den Bäumen, das Gras war überall braun. Auch das habe ich bisher so nicht erlebt. Und ist für mich ganz klar der sichtbar werdende Klimawandel.

Jetzt in den letzten Wochen meiner Schwangerschaft dominieren Berichte über die Abholzung des  Hambacher Forstes die Medien. RWE will dort noch ein riesiges Waldgebiet fällen. Für den Kohleabbau. Obwohl klar ist, dass dies besonders schädlich für unser Klima ist. Obwohl wir sehen, dass der Klimawandel längst da ist. Dass er unser Leben verändern wird. Tausende Menschen protestieren jetzt am Hambacher Forst. Ich danke jedem Einzelnen von Ihnen. Ich kann auch nicht anders, als sämtliche Waldbesetzer extrem sympathisch zu finden. Ob der Protest etwas bringt wird sich zeigen.
Fakt ist, wir fangen immer noch nicht an, endlich massiv umzudenken und konsequent anders zu handeln als in der Vergangenheit. Den Klimawandel endlich ernst zu nehmen. Es ist fast schon wieder amüsant, wenn man sich nun die alte RWE-Werbung ansieht, in der dem Verbraucher verklickert wird, man wolle in Sachen Energiezukunft „voRWEg gehen“. Dieses „Vorweg gehen“ ist in der Realität noch nicht wirklich sichtbar.

Insgesamt mache ich mir während meiner Schwangerschaft viele Gedanken über diese Themen. Frage mich, wie wohl meine Tochter in 30 Jahren leben wird, wenn sich der Klimawandel in vollem Ausmaß zeigt. Mit all seinen drastischen Veränderungen, die ein Leben auf der Erde mindestens schwieriger machen werden und – wenn wir nicht endlich in Bewegung kommen – vielleicht sogar unmöglich. Was unsere Kinder wohl über unsere Generation denken werden? Die letzte Generation, die noch etwas hätte tun können. Die genau wusste, was auf ihre Kinder zukommen wird. Was also ist bloß mit uns los? Früher wollten unsere Großeltern, dass ihre Kinder es einmal besser haben als sie selbst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich dieser Anspruch geändert hat. Dass sich Eltern keine Gedanken mehr über die Zukunft ihrer Kinder machen. Nur ein Handeln muss endlich folgen.

Aber ich möchte auch optimistisch bleiben. Möchte Hoffnung haben, dass wir im Alltag häufiger an die Zukunft denken und die Erde, die wir unseren Nachkommen hinterlassen. Wenn ich die Demonstrationen am Hambacher Forst sehe, stimmt mich das positiv. Und ich bemerke es auch in meinem Umfeld. Es verändert sich etwas. Immer mehr Menschen beschäftigen sich mit dem Klimawandel und leben im Alltag klimafreundlicher. Das macht Hoffnung, dass wir zunehmend mehr tun, um den Klimawandel bestmöglich zu begrenzen. Für unsere Kinder.

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