Ein fleischfreier Tag ist Freiheitsberaubung

Etwas über ein Jahr ist es jetzt her, dass von den Grünen ein fleischfreier Tag in der Woche in Kantinen vorgeschlagen wurde. Die Reaktionen waren einstimmig und eindeutig:
„Der Veggie-Day ist Freiheitsberaubung!“.

So oder in ähnlicher Weise reagierten viele auf den Vorschlag eines fleischfreien Tages in Kantinen.
„Ich möchte Fleisch essen wann ich will und so viel ich will“, tönte es in den Netzwerken, und in den Medien wurde es kurzerhand als Forderung nach einem komplett fleischfreien Tag dargestellt. Die Reaktionen waren sehr ähnlich: Große Empörung! Die Grünen wollen nur noch Vorschriften machen, überall sind sie dagegen und pfuschen einem in die persönlichen Freiheiten rein.
Auch Politiker von FDP, CDU und den Linken warnten prompt vor einer Bevormundung des Bürgers. Gezwungen werden, einen Mittag in der Woche auf Fleisch zu verzichten, das geht wirklich zu weit! Mitglieder der Jungen Union starteten ein „Protest-Grillen“ vor der Parteizentrale der Grünen in Berlin.

Protestgrillen Berlin
Über die Argumente für einen Veggie-Day haben wir wenig geredet. Die Grünen sind das Thema nicht sehr durchdacht angegangen und mussten dafür viel Kritik einstecken. Und Ja, es ist falsch, Vorschriften zu machen, wann wir Fleisch essen und wann nicht. Jeder soll selbst entscheiden.

Persönliche Freiheiten bringen jedoch auch Verantwortung mit sich. In diesem Fall Verantwortung den Tieren gegenüber. Wie gehen wir mit dieser Verantwortung um? Vergleichen wir unseren eigenen Freiheitsdrang doch mal mit den Freiheiten unserer Nutztiere. Was haben diese eigentlich für „Freiheiten“?
Lediglich eine ist immer gegeben: Sie dürfen fressen so viel sie wollen (aber das ist ja auch der Sinn ihres Daseins).

In Deutschland gibt es einen gesetzlichen Mindeststandard, der bestimmte Haltungsbedingungen für die Nutztiere vorsieht.
Dort steht beispielsweise, dass die Tiere das Recht haben sich aufzurichten und sich hinzulegen.
Oder dass eine Henne das Recht hat auf 1 Din A4-Blatt Lebensraum.
Oder dass einem Schwein gewährt werden muss, dass es auf den Spaltenböden, auf denen es stehen muss, sicheren Halt findet. Das Recht auf Betäubung während bestimmter Eingriffe wie der Kastrierung, oder beim Abschneiden des Schwanzes, würde man den Tieren auch gerne gewähren, aber leider ist das zu teuer.

Kurz zusammengefasst, viel ist das nicht.
Eigentlich dürften es grob die Minimalbedingungen sein, die nötig sind, um das Tier am Leben zu halten. Noch weniger Rechte wären nur schwer umsetzbar.
Es ist hoch interessant, wie schnell wir uns lautstark beschweren, wenn unsere Freiheiten in noch so geringer Weise beeinträchtigt werden sollen, was sich aber daraus für Konsequenzen für die Tiere ergeben, ist dabei kein Thema.

Selbst wenn uns Tiere egal sind, andere Menschen müssten uns interessieren. Auf anderen Kontinenten verlieren Menschen durch unseren hohen Fleischkonsum ihre Lebensgrundlage, sei es durch den Anbau von Futtermitteln für unsere Nutztiere oder durch das Verramschen unserer Fleischreste. Ist das nicht auch „Freiheitsberaubung“?
Der Klimawandel, der zu einem großen Teil durch die Massentierhaltung vorangetrieben wird, beginnt ebenfalls schon jetzt, die Menschen in ärmeren Gegenden ihrer Freiheiten zu berauben (Dürre, Vernichtung aller Lebensgrundlagen durch massive Stürme etc.)
Das ist uns aber egal, solange wir jederzeit billiges Fleisch essen können. Uns ist nur wichtig, dass unsere eigenen Freiheiten nicht eingeschränkt werden! Dafür werden wir schnell aktiv.

Ja, jeder soll selbst über einen fleischfreien Tag entscheiden. Aber wir könnten mal darüber nachdenken, wie schnell wir uns in unserem Freiheitsdenken beeinträchtigt und bevormundet fühlen, gleichzeitig aber mit unserem Kantinenfraß jegliche Rechte und Freiheiten von Tieren und anderen Menschen mit Füßen treten. In vielen Kantinen gilt beim Fleisch noch nicht mal das „Aber-es-schmeckt-halt“- Argument.

Zum Schluss noch ein kurzes Video, welches besonders anschaulich die Freiheiten der Nutztiere aufzeigt  (Das Ende ist besonders schön, zeigt es doch das häufige Resultat des Ganzen).

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