Meine Erfahrungen mit Stoffwindeln

Ich bin so begeistert von unserem Umstieg auf Stoffwindeln, dass es Zeit ist für einen neuen Blogartikel. Ich möchte hier meine Erfahrungen mit dir teilen, denn es hat bei mir 6 Monate gedauert, bis ich endlich die Wegwerfwindeln beiseite gelegt habe und auf Stoffwindeln umgestiegen bin. Rückblickend hätte das mit ein paar mehr Infos definitiv schneller geklappt. Deshalb möchte ich hier über das Wickelsystem berichten, für das ich mich entschieden habe.

Die Suche nach dem geeigneten System

Als ich angefangen habe, mich mit Stoffwindeln zu beschäftigen, war ich noch schwanger. Ich hatte schon zu Beginn im Kopf, dass ich gern mit Stoff wickeln würde, um Müll und CO2 zu sparen. Als ich dann angefangen habe, nach Stoffwindeln zu googlen, war ich ziemlich schnell völlig überfordert. Es gibt zig verschiedene Wickelsysteme und zig Begriffe, mit denen ich
-bei meinem damaligen Kenntnisstand- nichts anfangen konnte: von Hybridüberhose über Pocketwindeln über Prefold über Snap-in-One bis Ai3 und PUL. Ganz ehrlich – einen Teil der Begriffe kenne ich bis heute nicht. Ich habe lange versucht, die Unterschiede zu verstehen, um dann entscheiden zu können, welches System geeignet ist. Es gibt sogar noch eine Liste auf meinem PC, mit der ich ein Begriffs-Register erstellt habe, in der Hoffnung irgendwann einen guten Überblick zu haben. Wenn man die Stoffwindeln aber nicht vor sich sieht, kann man sich die Systeme auch nur schwer vorstellen. Geschweige denn einschätzen, welche Vorteile welches System hat. Ich habe also recht schnell aufgegeben.

Der Beginn mit Wegwerfwindeln

Da ich mich nicht für ein Wickelsystem oder eine Marke entscheiden konnte, habe ich erstmal mit Wegwerfwindeln gewickelt. Das wurde sowieso von vielen Müttern für den Beginn empfohlen, da die Babys ja anfangs noch sehr klein sind und die Stoffwindeln eher groß. Mittlerweile denke ich, gibt es auch dafür gute Lösungen. Jedenfalls ist meine Erfahrung, dass man in der Anfangszeit mit einem Neugeborenen nicht dazu kommt, sich ausgiebig mit Stoffwindeln und der richtigen Wahl eines Stoffwindelsystems zu beschäftigen. Es hat schlussendlich ein halbes Jahr gedauert, bis ich endlich Stoffwindeln bestellt habe. Bis dahin ist leider sehr viel Müll angefallen, über den ich mich täglich geärgert habe.

Die Entscheidung für ein System

(hier folgt unbezahlte Werbung) Um nicht den nächsten Blogbeitrag zu schreiben, der mehr verwirrt, als weiterhilft, mache ich es kurz: Ich habe mich für die Stoffwindeln von der Windelmanufaktur aus Dresden entschieden, aus folgenden Gründen:

  1. Die Stoffwindeln sind optisch absolut umwerfend schön!
  2. Das System besteht aus 3 Teilen: einer Außenwindel (der schöne Teil), einer Innenwindel, die in die Außenwindel geknöpft wird (hier ist Plastik drin, das war für mich der Kompromiss, denn so hält die Windel wirklich gut dicht) und einer Einlage, die nach innen kommt und alles aufsaugt. Der Vorteil bei diesem System mit 3 Teilen: Definitiv immer waschen muss man nur die Einlage. Die Innenwindel wird nach jeder Benutzung kurz abgewaschen, oder wenn sie gröber verschmutzt ist, kann sie mit in die Wäsche. Durch das seltenere Waschen werden die Außenteile natürlich geschont und sind langlebiger, was ökologisch sehr sinnvoll ist. Und es fällt etwas weniger Wäsche an.
  3. Die Inhaberin der Windelmanufaktur scheint mir Wert zu legen auf ökologische und umweltschonende Produktion der Windeln und der Materialien, das war für mich bei der Entscheidung auch ein wichtiger Punkt.
  4. Man kann die Windeln mit sehr geringen Verlusten weiterverkaufen.
    Ich habe eine Weile versucht, bei Ebay probeweise ein paar Stoffwindeln zu kaufen. Die Preise waren durchgehend ziemlich hoch und die Windeln trotzdem immer sofort wieder verkauft. Als weitere Möglichkeit kann man die Windeln natürlich noch für kommende Geschwisterkinder weiterverwenden, oder sie an Kinder im Freundeskreis vererben.
Stoffwindelpaket mit Außenwindeln (rechts), Innenwindeln (links) und Einlagen (mitte)

Der Beginn mit Stoffwindeln

Die ersten Tage mit Stoffwindeln waren holprig. Ich wollte sofort starten, anstatt die Einlagen, wie vorgegeben, erst ein paar mal einzuwaschen (dies ist notwendig, um die Saugfähigkeit herzustellen). Sie sind dann natürlich die ersten Male immer ausgelaufen. Bei Youtube gibt es gute Videos, die das korrekte Anlegen der Windel zeigen. Nach ein paar Mal waschen hat es dann gut geklappt. Es läuft sehr selten etwas nach vorne aus. Das liegt aber daran, dass ich dann zu lange keine Windel gewechselt habe. Ansonsten klappt es, wenn man die erste Woche abzieht, einwandfrei.

Der Ablauf mit Stoffwindeln

Im normalen Alltag sieht das Ganze so aus: Ich wechsle beim Wickeln die Einlage und die Innenwindel. Die Einlage wird in einem Wetbag (= Beutel für die Aufbewahrung von nassen Einlagen) aufbewahrt, den man mit Reißverschluss geruchssicher verschließen kann. Wenn die Innenwindel dreckig ist, z.B. durch das große Geschäft, wandert sie mit in den Beutel. Wenn sie nur etwas nass ist, wasche ich sie ab, hänge sie zum trocknen auf und verwende sie danach weiter. Die Außenwindel bleibt in der Regel sauber. Wenn nicht, wandert sie in die normale Wäsche. Die Windeln kann man so wechseln, wie es zum Rhythmus des Kindes passt, also z.B. nach jeder Mahlzeit bzw. nach dem Schlafen. Von der Anzahl her habe ich so viele Einlagen und Innenwindeln, dass ich alle 4 Tage waschen muss.

Innenwindel (braun) mit Einlage (weiß)

Wegwerfwindel vs. Stoffwindel

Oft lese ich im Internet den Satz „das wäre mir wirklich zu viel Arbeit“. Ich muss sagen, vor meinem Start mit Stoffwindeln habe ich auch gedacht, da käme jetzt ordentlich was auf mich zu. Ich wollte es aus dem Umweltaspekt heraus trotzdem machen und hätte auch einen Mehraufwand in Kauf genommen. Jetzt stelle ich aber fest: der Unterschied ist unfassbar gering. Wenn ich beide Systeme vergleiche, kommen bei Stoffwindeln 3 Dinge zum Arbeitsablauf hinzu: Nach dem Wickeln muss man (früher oder später) zu einem Wasserhahn laufen und die Innenwindel kurz abwaschen. Alle paar Tage muss man eine Waschmaschine anstellen (bei mir sind es wie gesagt aktuell 4) . Nach dem Waschen muss man die Windeln wieder sortieren und dorthin zurück legen, wo man sie aufbewahrt. Das ist der Unterschied zu Wegwerfwindeln. Eigentlich überschaubar, oder? Alle anderen Steps hat man mit Wegwerfwindeln auch, zuzüglich des regelmäßigen Einkaufs von Nachschub.

Was ich noch oft lese ist der Satz „eigentlich eine nette Sache, aber das große Geschäft aufbewahren ist doch eklig“. Zu Beginn der Wickelphase ist der Stuhl eines Babys noch sehr flüssig und riecht kaum, solange man noch voll stillt. In dieser Phase ist es mir persönlich deshalb vollkommen egal gewesen. Es hat mich nicht gestört. Es kam in den Wetbag und später in die Waschmaschine. Fertig.

Mit der Einführung von Beikost ändert es sich etwas, der Stuhl wird fester und riecht mehr. Mich hat auch das nie gestört, ich habe aber zeitgleich mit Beikost das Töpfchen eingeführt. Der Vorteil bei Stoffwindeln ist, dass Kinder merken, wenn sie etwas dort reinmachen. Es ist nass und unangenehm. Kein Tier und auch kein Mensch sitzt ja gern freiwillig in seinen Ausscheidungen. Durch gut saugende Wegwerfwindeln wird das den Babys nur früh abtrainiert.

Nun kann man versuchen, den Rhythmus des Kindes kennen zu lernen und es dann aufs Töpfchen zu setzen. Das Prinzip, auf Signale des Kindes zu achten, vor allem vor dem großen Geschäft, nennt sich „windelfrei“ und ist im Wesentlichen das, was sämtliche Naturvölker praktizieren und was eigentlich vor Einführung der Wegwerfwindeln überall angewandt wurde. Nach einiger Zeit gewöhnen sich Babys daran, für das große Geschäft das Töpfchen zu nehmen. Ich war extrem erstaunt, wie schnell das klappt. Auch das ist wieder ein riesen Pluspunkt für Stoffwindeln (in Kombination mit Töpfchen), weil es der Natur viel mehr entspricht und auch viel weniger Arbeit macht.

Es gibt daneben noch eine wunderbare Möglichkeit: Man kann zusätzlich sogenanntes „Windelvlies“ kaufen. Das sieht so ähnlich aus wie Küchenrolle und wird oben auf die Einlage drauf gelegt. So hat man die Möglichkeit, ein größeres Geschäft direkt in der Toilette zu entsorgen, die Einlage kommt weiterhin in den Wetbag. So spart man trotzdem noch sehr viel Müll im Vergleich zu Wegwerfwindeln. Ich habe mir zu Beginn auch Windelvlies bestellt, nutze es aber bisher nicht. Ich finde es aber eine gute Möglichkeit, einen Mittelweg zu finden, mit dem man sich wohlfühlt.

Mein Fazit

Von allen Anschaffungen, die ich bisher für meine Tochter getätigt habe, waren Stoffwindeln mit Abstand die beste Entscheidung. Es gibt so viele Vorteile, ich möchte sie nicht mehr missen. Jeden Tag freue ich mich über den gesparten Müll und das gesparte Geld. Ich finde toll, dass kein Plastik mehr an die Haut kommt, von dem ich nicht weiß, was so an Chemie drinsteckt. Und ich finde super, dass Babys früh lernen dürfen, das Töpfchen zu benutzen, mit der Option dass man auch früher auf Windeln verzichten kann. Zuletzt mag ich Stoffwindeln auch optisch einfach gerne.
Alles in allem bin ich total glücklich mit dem Umstieg und kann Stoffwindeln uneingeschränkt jeder werdenden Mama empfehlen. Es gibt keinen Aspekt, wo ich sagen würde „das ist ein Nachteil“. Was wahrscheinlich schwierig ist, ist mit Stoffwindeln in den Urlaub zu fahren, wenn keine Waschmaschine vorhanden ist. Für solche Fälle kann man dann jederzeit Wegwerfwindeln benutzen.

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